Nachrichten

NRZ, 13.03.2017

Parallel zur beliebte Eichenallee in Rindern soll die Querspange verlaufen. Foto: Andreas Gebbink

Keiner möchte mehr die Querspange realisieren, trotzdem taucht die Trasse in allerlei Plänen auf. Hat die Stadt überhaupt noch das Heft in der Hand?

Von Andreas Gebbink

Kleve-Donsbrüggen. In der Öffentlichkeit war es lange still um die Bürgerinitiative „Querspange Nein“. Nach den intensiven Auseinandersetzungen in den Jahren 2010 und 2011 scheint die Luft aus dieser Trassenführung entlang der Eichenallee heraus zu sein. Doch Vorsicht! Am vergangenen Freitagabend warnten die Mitglieder der Initiative im Donsbrügger Canisiushaus erneut vor planungsrechtlichen Unklarheiten. Denn obwohl keine Fraktion im Klever Stadtrat die Straße aktuell errichten möchte, taucht die Trassenführung in vielen Plänen auf: Im Flächennutzungsplan der Stadt Kleve ist sie noch ein Thema, im Regionalplan der Bezirksregierung auch und selbst im aktuellen Bundesverkehrswegeplantaucht die 1,4 Kilometer lange Straße als neues Vorhaben zur Verlängerung der B 9 auf. Kosten: 2,9 Millionen Euro.

Wer hat das Heft in der Hand?

Heinz Falk und Wolfgang Kottnik, Sprecher der Bürgerinitiative, fragen sich, ob die Stadt Kleve das Heft des Handelns überhaupt noch in der Hand hat: „Wenn die Straße keiner mehr haben möchte, dann dürfte sie auch eigentlich in keinem Plan mehr auftauchen“, wundert sich Heinz Falk. „Der Geist ist aus der Flasche und bewegt sich auf anderen Ebenen weiter“, ist seine Befürchtung.


„Der Geist ist aus der Flasche und bewegt sich auf anderen Ebenen weiter“

Heinz Falk kämpft gegen die Querspange.


Der Rat muss entscheiden

Ursprünglich war die neue Trassenführung ein Projekt der Stadt Kleve, um die Tiergartenstraße und die Gruft zu entlasten. Mit einer simplen Verkehrszählung hat die Bürgerinitiative allerdings überzeugend nachgewiesen, dass die Gruft überhaupt nicht entlastet wird, da der meiste Verkehr sich zwischen Ober- und Unterstadt bewegt. Die Schaffung einer Querspange würde den Verkehr nur über das Hotel umlenken. Die meisten Autofahrer würde dann aber nach wie vor den Weg zur Gruft suchen.

Dass die Straße jetzt im Regionalplan und im Bundesverkehrswegeplan auftaucht, sieht die Bürgerinitiative als Problem: „Es ist schön, wenn alle Parteien in Kleve dagegen sind. Nur der Status, der jetzt erreicht worden ist, macht das Projekt unabhängig von Ratsbeschlüssen“, sagt Heinz Falk. Das Projekt sei nicht mehr in der Hand der Stadt Kleve, sondern von Straßen.NRW Im Bundesverkehrswegeplan wird die Straße als Bundesstraße ausgewiesen und damit ist sie ein Bundesprojekt, so Falk.

Josef Gietemann (SPD) hält die kommende Abstimmung über den Klever Flächennutzungsplan (vermutlich 2018/2019) für entscheidend: „Dann wird der Rat eine Entscheidung treffen müssen: Sind wir für oder gegen die Querspange“. Er kann sich nicht vorstellen, dass Straßen.NRW gegen den Willen der Stadt Kleve diese Straße baut.

Für Heinz Falk kommt die Abstimmung über den Flächennutzungsplan allerdings zu spät. Denn aktuell wird auch der Regionalplan verabschiedet - vor dem Flächennutzungsplan. Steht der Regionalplan aber einmal fest, wird die Straße für lange Zeit dort vorgehalten. Falk rät dazu, jetzt aktuell einen Ratsbeschluss gegen die Querspange zu fassen, um ein deutliches Signal an den Regionalrat in Düsseldorf zu geben, der über den Regionalplan zu entscheiden hat.

„Unnötige Aufregung“

Die Grünen Fraktionsvorsitzende Hedwig Meyer-Wilmes kann die ganze Aufregung nicht verstehen: „Hier wird der Teufel an die Wand gemalt. Straßen.NRW wird doch keine Straße bauen, die in Kleve keiner will.“ Sie wies darauf hin, dass die Querspange zurzeit überhaupt kein Thema in der Politik sei. „Es besteht kein Anlass, darüber nachzudenken.“

Kleves Baudezernent Jürgen Rauer sagte gestern im Gespräch mit der NRZ, dass kein Parlament sich über die regionale Meinung hinweg setzen wird: „Zumal die Querspange im Bundesverkehrswegeplan absolut unbedeutend ist.“ Bauherr sei in der Tat Straßen.NRW Das Baurecht habe man aber der Stadt Kleve überlassen. Dies werde allerdings so lange auf Eis liegen, bis die B 220n fertig gestellt ist. "vor 2021 ist das kein Thema“, so Rauer. Für den Bau einer Querspange müssten alle Verfahren neu durchlaufen und Grunderwerb getätigt werden.