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Grenzland Post vom 1. Februar 2014

Kleve droht bald ein Verkehrskollaps

Marc Cattelaens

Kleve. Zwei Brücken am Klever Ring müssen abgerissen und neu gebaut werden. Bei der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland ging es um die Frage, was das für den Verkehr in der Schwanenstadt bedeutet.

Die Nachricht, die die Rheinische Post im März vergangenen Jahres verkündete, schlug hohe Wellen: Die Brücken über die Klever Spyckstraße und über den Spoykanal sind in einem schlechten Zustand und müssen mittelfristig abgerissen und neu aufgebaut werden. Doch die verheerenden Folgen, die das für die Verkehrssituation in Kleve haben könnte, sind bislang nur wenigen bewusst. Grund genug, das Thema im Rahmen der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland zu analysieren.

Bürgermeister Theo Brauer brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: "Das Chaos ist programmiert. Wenn nicht rechtzeitig eine Abhilfe geschaffen wird, gibt es einen Verkehrskollaps. Wenn die Brücken abgerissen werden und wir keine Alternativrouten anbieten können, ist die Stadt komplett dicht. Dann geht nichts mehr." Und Brauer hatte auch einen – altbekannten – Vorschlag parat, wie das Chaos zu vermeiden sei: den Bau der Querspange. Die Planungen an der Verbindung zwischen Tiergartenstraße und Landwehr entlang der Eichenallee waren zwar durch einen Ratsbeschluss ruhend gestellt worden, doch sollten nun, angesichts der in drei bis fünf Jahren drohenden Brückenabrisse, wieder aufgenommen werden, schlägt Brauer vor.

Unterstützung für diesen Vorschlag erhielt der Bürgermeister von Heinz Gerd Biewald, Planungsleiter der Regionalniederlassung Niederrhein von Straßen.NRW. "Die Querspange wäre die richtige Lösung. Den Bau würden wir sofort unterschreiben", sagte Biewald. Zwar würde sich dann der Verkehr über den Spoykanal immer noch stauen, "aber", so der Verkehrsexperte, "die Spyckbrücke würde entlastet". Entlang der Spyckbrücke sei kein Platz, um eine provisorische Brücke einzurichten. Anders sehe dies am Spoykanal aus. Dort könnte, so Biewald, sofern die Grundstückeigentümer zustimmen, für die Zeit der Sanierung eine Alternativ-Brücke errichtet werden. "Die finanziellen Mittel dafür stehen auf jeden Fall bereit", betont Biewald.

Jörg Hopmanns, Vorsitzender des Klever Citynetzwerks, forderte: "Kleve muss erreichbar sein." Bei einer Zentralitätskennziffer von 158, die Kleve einen hohen Zufluss von Kaufkraft von außerhalb bescheinigt, sei die Schwanenstadt darauf angewiesen, dass die Besucher aus dem Nachbarland ohne Stau in die City kommen. "Sind die Niederländer einmal weg, kommen sie nie wieder", warnte Hopmanns. Die Runde einigte sich darauf, dass es am besten wäre, eine Initiativgruppe aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu gründen, um dem drohenden Verkehrskollaps vorzubeugen.

Weiteres Thema war die B 9, speziell das Teilstück "Weißes Tor" bis Autobahnauffahrt Kleve. Brauer berichtete von Bestrebungen, die B 9 auf Abschnitten dreispurig (2+1) auszubauen, ähnlich wie die B 67 n Richtung Bocholt. Der Leiter des Klever Tiefbauamts, Willibrord Janssen, sieht eine "gute Chance, das auf bestimmten Abschnitten durchzusetzen". Mario Goedhart, Geschäftsführer der Klever IHK-Niederlassung, ist skeptisch. "Meiner Erfahrung nach dauert so etwas ewig", sagte Goedhart. Biewald betonte, dass noch unklar sei, ob der Bund dem dreispurigen Ausbau positiv gegenüber steht. "Die Belastungsgrenze der Straße liegt bei 20 000 Fahrzeugen am Tag. Aktuell fahren dort 11 000", so Biewald.

Die Straßendecke des Oraniendeichs wird, so waren sich Biewald und Janssen einig, wohl noch so lange Flickwerk bleiben, bis die Deichsanierung kommt. Und das kann noch viele Jahre dauern. Positive Nachrichten gibt's hingegen von der Ostumgehung. Die Planfeststellung soll Ende dieses Jahres geschehen, der erste Spatenstich 2016 erfolgen.