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NRZ, 18.01.2011

„Nicht bewusst verzögert"

Umgehung Kellen: 80 Prozent Autos rollen in die Oberstadt. Eichenallee: Schilder könnten vor Nütterden Verkehr umlenken

Astrid Hoyer-Holderberg

Kleve. „Auf keinen Fall wurde die Bearbeitung bewusst gestoppt oder verlangsamt", betont der stellvertretende Leiter des Landesbetriebes Straßen, Heinz-Gerd Biewald, auf Anfrage, warum sich der Bau der Ostumgehung für Kellen verzögert (die NRZ berichtete). Im Jahr 2017/18 sei nicht erst Baubeginn, sondern dann könnten die Autos auf der neuen Umgehung Kellen fahren. Große Projekte wie die Betuwe-Linie waren bisher wichtiger.

Die Osttangente, die Verbindung aus Richtung Emmerich ab Haus Schmithausen von der B 220 zum Klever Ring, muss jetzt noch intern in Wesel genehmigt werden. Dann werden Träger öffentlicher Belange im Bereich Landespflege, zum Beispiel Wasserbehörden, beteiligt. Deren Antworten werden im Frühsommer vorliegen. Bisher waren diese Institutionen zur Linienbestimmung der Straße befragt worden.

Das öffentliche Planfeststellungsverfahren macht dann einen weiteren Entwurf nötig, aus dem jeder Bürger verständlich ablesen kann, wie viel Feinstaub, wie viel Lärm wo zu erwarten sind.

Wie viel Feinstaub, wie viel Lärm?

Hängt auch die Planung der Querspange Eichenallee aus Sicht des Landsbetriebs mit einer Ring-Planung für Kleve zusammen? Biewald sagt, da die Stadt Kleve die Bauleitplanung für die Eichenallee selbst in die Hand nahm, gehe das Verfahren schneller, es sei bereits Mitte des Jahres im Entwurf fertig. Die Bürgerbeteiligung werde umfassend.

Die Klever Politiker zeigen sich verärgert, dass die Kellener Osttangente noch so lange braucht. Jörg Cosar (CDU): „Dass die Kellener Bürger tief enttäuscht sind, ist klar." Infrastrukturell werde die Straße gebraucht. Den Sinn der Eichenallee sieht er eher als Entlastung für die Gruftstraße und Flaniermeile am Forstpark.

Artur Leenders (Grüne): „Je früher die Umgehung Kellen gebaut ist, desto besser. 80 Prozent des Verkehrs von der A3 aus Emmerich will Richtung Oberstadt, fährt also über Emmericher Straße oder die Deichstraße Oraniendeich und Gruft, belastet dort die Kreuzung am Hotel Cleve, auf der heute schon Stau ist. Die Eichenallee macht auch ohne Ostumgehung Sinn, mit aber noch mehr. Der Verkehr von Nimwegen nach Kleve ist nicht das Problem, sondern der, der durch Kleve Richtung Goch weiter will. Die Eichenallee ist darum auch ein rein Klever Thema, keines von Donsbrüggen. In Sachen Beschilderung muss aber die Stadt Kleve ihre Hausaufgaben machen, die Nutzfahrzeuge Richtung Goch von vornherein über die Alte Römerstraße Nütterden ableiten."

Alexander Franz (SPD): „Wir drängen auf schnellstmögliche Ausführung. Das sind wir den Anwohnern schuldig. Sie warten seit Jahrzehnten. Die Eichenallee hängt für uns nicht unmittelbar damit zusammen, wir haben noch keine Fraktionsmeinung dazu."

Daniel Rütter (FDP): „Die Verlässlichkeit, die wir vom Land erwartet haben, wurde nicht erfüllt, statt dessen wohl der Rotstift angesetzt. Zur Eichenallee sind wir noch im Meinungsaustausch, ob sie Sinn macht."

Paul Zigan (Offene Klever): „Wir sind tief enttäuscht. Die Umgehung Kellen ist überfällig. Bei der Eichenallee aber sollten wir in Ruhe Verkehrszählungen abwarten."

Zeitplan anderer Umgehungen: Zur Ortsumgehung Kevelaer-Winnekendonk war im Oktober die Erörterung, der Landesbetrieb rechnet mit einem Jahr bis zum Beschluss. Die B 67 neu Uedem steckt im Vorentwurf. Baubeginn in ein paar Jahren.